Geschichte

Geschichtliche Entwicklung Butjadingens im Überblick

zusammengestellt von Hans-Rudolf Mengers, Rüstringer Heimatbund

um 100 vor Chr.
Beginn der Siedlungstätigkeit in Butjadingen durch die Chauken; Gründung von Flachsiedlungen auf dem inneren Uferwall.

um Christi Geburt
Meerestransgression; die Bewohner reagieren auf das immer höher auflaufende Wasser mit dem Bau erhöhter Wohnplätze (Wurten).

2. und 3. Jh.
Wegen fortschreitender Vernässung des Binnenlandes werden viele Wohnplätze auf dem (inneren) Uferwall aufgegeben. Neuanlage von Wohnplätzen auf dem neusedimentierten äußeren Uferwall.

um 400
Die Chauken gehen im Volk der Sachsen auf.

bis 5. Jh.
Systematischer Wurtenausbau durch schichtweise Erhöhungen.

im 5. Jh.
Sächsische Landnahme in England; die Auswanderungswelle erfasst auch die Bewohner Butjadingens, die Siedlungstätigkeit kommt allem Anschein nach gänzlich zum Erliegen.

6. /7. Jh.
Meeresregression; es kann ein deutliches Absinken des Meeresspiegels beobachtet werden.

7. Jh.
Wiederbesiedlung der nördlichen Wesermarsch durch friesische Einwanderer. Vorübergehend ist ein Siedeln zu ebener Erde möglich (Niens).
Mit Vorliebe werden zunächst die Wurten des äußeren Uferwalls in Besitz genommen und später durch Erhöhung den veränderten natürlichen Gegebenheiten angepasst.

772 - 804
Die Sachsenkriege Karls d.Gr. enden mit der Unterwerfung der Sachsen und Friesen.

um 780
Beginn der Christianisierung durch den angelsächsischen Mönch Willehad.

787
Im friesischen Siedlungsgebiet haben sich Gaue als Verwaltungseinheiten gebildet. Das heutige Butjadingen ist Teil von Rüstringen (Riustri) und wird erstmals urkundlich benannt.

789
Willehad, inzwischen vom Kaiser mit der Verwaltung des Bistums Bremen beauftragt, stirbt in Blexen.

826
Kaiser Ludwig (der Fromme) betraut den dänischen Thronanwärter Harald mit den Grafenrechten in Rüstringen.

10./11. Jh.
Die Grafen von Stade nehmen die Lehnsrechte in Rüstringen wahr. Die Grafen von Oldenburg treten als "Vizegrafen" auf.

um 1000
Ständig steigende Wasserstände (Meerestransgression) zwingen die Einwohner zur (letztmaligen) Erhöhung der Dorfwurten. Gleichzeitig setzt der Deichbau ein, zunächst in Form von kleinen Ringdeichen zum Schutz der Ackerflächen. Bis es aber zu einer geschlossenen Deichlinie um Butjadingen kommt, vergehen noch etwa 300 Jahre.

12./13. Jh.
Beginn der Zerstörungen im Mündungsbereich der Jade und Ahne durch Sturmfluten.

1334
Clemensflut am 23.11.; wahrscheinlich erfolgte jetzt der Durchbruch des Meeres bis in das Hochmoor; Beginn der Ausräumung des Jadebusenraumes.

1349/50
Pestepidemie

1362
2. Marcellusflut am 16.1.; schwere Verwüstungen und große Landverluste, Butjadingen und Stadland sind vorübergehend Inseln im Wesermündungsdelta.

14. Jh., 2. Hälfte
Zunehmende Konfrontation Butjadingens und Stadlands mit Bremen und Oldenburg um die Kontrolle des Weserhandels und die Vorherrschaft an der Unterweser.

1368
Ein Heer der verbündeten Oldenburger und Bremer erleidet eine vernichtende Niederlage gegen die Butjadinger Bauern auf dem Felde bei Coldewärf (Atens).

um 1400
Bau des Mitteldeiches gegen das von Süden durch die Heete bedrohte Butjadingen; allerdings bis heute nicht mit Sicherheit nachgewiesen.

1400
Hansischer Sieg über die Vitalienbrüder in der Emsmündung. Die friesischen Häuptlinge schwören, ihre Beziehungen zu den Seeräubern aufzugeben. Neue Überfälle der Häuptlinge auf bremische Handelsschiffe provozieren einen Kriegszug der Bremer durch das Stad- und Butjadingerland.

1401
Die gewaltige Beute ermuntert die Bremer, das Unternehmen noch einmal zu wiederholen. Butjadingen schließt einen dreijährigen Frieden mit der Hansestadt.

1407
Bremen baut die Friedeburg bei Atens, um die Weserschifffahrt zu sichern, gerät damit aber in Gegensatz zu den Grafen von Oldenburg, die ihre eigenen Interessen an der Unterweser bedroht sehen.

1418
Ein Überfall auf die Friedeburg, angeführt durch die Häuptlinge, scheitert. Die Gefangenen werden nach Bremen geführt und zum Tode verurteilt. Die Söhne Didde und Gerold des Stadlander Häuptlings Didde Lubben sterben unter dem Schwert (Sage vom Bruderkuss).

1419
Die Einwohner Butjadingens lehnen sich gegen ihre Häuptlinge auf und vertreiben sie mit Bremer Hilfe.

1424
Nach einer Niederlage gegen die friesischen Häuptlinge verzichtet Bremen auf alle Rechte im Stad- und Butjadingerland. Die Friedeburg wird zerstört. Unter der Oberhoheit der Grafen von Ostfriesland lebt die althergebrachte Selbstverwaltung wieder auf.

1499
Eroberung Butjadingens durch den Grafen Johann V. von Oldenburg.

1501
Erneute Befreiung Butjadingens und Stadlands mit Hilfe des Grafen Edzard I. von Ostfriesland (Schlacht an der Hartwarder Landwehr)

1509 - 1511
Mehrere schwere Sturmfluten richten große Zerstörungen an.

1514
Endgültige Eroberung des Stad- und Butjadingerlandes durch ein Heer unter Führung der vereinigten welfischen Herzöge; Schlachten bei Hartwarden (21.01.) und Langwarden; Ende der Unabhängigkeit der Bauernrepubliken.

1514 - 1523
In mehreren Schritten gelangt das ganze Stad- und Butjadingerland in die Hand des Grafen von Oldenburg, der damit seinen Herrschaftsbereich erheblich ausdehnt. Die Einwohner haben fortan Abgaben zu leisten. Die Burg in Ovelgönne sichert die Herrschaft.

1530
Einführung der Reformation in der Grafschaft Oldenburg; in Butjadingen ist sie verbunden mit dem Raub zahlreicher Kirchen- und Ordensgüter durch den Grafen Anton I.
Bald nach der Eroberung Beginn des planmäßigen Deichbaues mit dem Ziel, durch weiträumige Eindeichungen den Besitz des Grafenhauses zu vermehren: 1516 Lockfleth-Zuschlag bei Ovelgönne, 1530 Tossenser Groden, 1539 Blexer Sand, 1555/56 Hayenschloot.

1560
Erste Namensliste aus diesem Gebiet (Mannzahlregister); der Anlass war die Erfassung der wehrfähigen Männer.

1573
Neue Deichordnung; zu jedem Landbesitz gehört der Unterhalt eines bestimmtes Stückes Deich (Deichpfand); bei Vernachlässigung der Deichpflicht drohte der Verlust des Eigentums nach dem Spatenrecht.

1573
Erlass der ersten oldenburgischen Kirchenordnung, zugleich auch Schulordnung (Hermann Hamelmann); Beginn der ältesten Kirchenbücher in Norddeutschland; Einrichtung von Schulen zunächst in den Kirchdörfern

1603 - 1667
Regierungszeit des Grafen Anton Günther; durch geschickte Neutralitätspolitik gelingt es ihm, das Land aus dem 30jährigen Krieg nahezu vollständig herauszuhalten; hohe Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse führen zu allgemeinem Wohlstand; der berühmte Holzschnitzermeister Ludwig Münstermann wirkt auch in verschiedenen Kirchen des Stad- und Butjadingerlandes: Tossens, Eckwarden, Blexen, Rodenkirchen.

1667
Nach dem Tode Anton Günthers fällt die Grafschaft an die verwandte Linie des Königs von Dänemark. Das Land wird nun von Kopenhagen aus regiert, Oldenburg wird Sitz eines Statthalters.

2. Hälfte 17. Jh.
Nach dem 30jährigen Krieg rapider Preisverfall für landwirtschaftliche Erzeugnisse; die Folgen schwerer Sturmfluten und der Ausbruch der Pest lassen die Bewohner Butjadingens völlig verarmen.

1679
Frankreich greift als Gegner Dänemarks in den Nordischen Krieg ein. Französische Truppen besetzen die Grafschaft, das ihnen nächstgelegene dänische Gebiet, und fallen auch in Butjadingen ein.

um 1700
Nach dem Eingreifen der Regierung werden nun große Flächen herrenlosen Landes zu günstigen Bedingungen an neue Bewirtschafter vergeben. Allmähliche Erholung der Wirtschaft Butjadingens.

1717
24./25. Dezember, Weihnachtsflut; schwerste Sturmflut an der Nordseeküste; auch in Butjadingen Verwüstungen größten Ausmaßes; insgesamt ertranken in Butjadingen über 1.800 Menschen, davon allein im Kirchspiel Stollhamm 600, das war genau die Hälfte der Einwohner dieses Kirchspiels.

1718 - 1722
Wiederherstellung der Deichlinie unter dem Deichgrafen von Münnich und dem dänischen Statthalter Sehestedt; etwa 550 ha Land gehen durch Zurückverlegung der Deiche verloren.

1740
Überaus strenger und langer Winter; die kurze Phase einer wirtschaftlichen Erholung findet ein jähes Ende; 1/3 des Viehbestandes krepiert.

ab 1745
Die bis 1780 immer wieder auftretende Rinderpest dezimiert mehrmals die Rindviehbestände, so dass nach 1780 etwa 2/3 des Landes als Ackerland genutzt werden (müssen); normal waren immer 10 - 15%. Viele Bauern geraten in Konkurs, ihre Höfe wechseln den Besitzer.

1756 - 1763
Siebenjähriger Krieg Preußens um Schlesien. Da Oldenburg eine neutrale Stellung einnimmt, bleibt es von den Kriegsereignissen verschont; hohe Preise für landwirtschaftliche Produkte gleichen die Verluste früherer Jahre vorübergehend aus.

1760
Münzverordnung; Entwertung des Silbergeldes bis zu 60%. Der Wert manchen Sparstrumpfes mit den Notgroschen sinkt auf die Hälfte.

1773
Aufgrund eines Interessenausgleichs zwischen den verschiedenen Linien des Hauses Gottrop wird Oldenburg/Delmenhorst aus dem dänischen Staat entlassen. Neuer Landesherr wird der Fürstbischof von Lübeck, Friedrich August von Gottrop. Er behält als Regierungssitz sein Schloss in Eutin und übersiedelt nicht in die Grafschaft.

1777
Oldenburg wird vom Kaiser zu Herzogtum erhoben.

1784/85
Rücknahme des Deiches zwischen Tossens (heutige Strandhalle) und Eckwarderhörne; 208 Hektar Land und 34 Häuser, darunter die Mundahner Schule, werden ausgedeicht.

1785 - 1829
Herzog Peter Friedrich Ludwig

1785
Gutachten des Kammerrates Bolken über die völlig desolaten Verhältnisse in Butjadingen; es ist zugleich ein wertvolles Zeugnis der damaligen Zustände.

1804
Die Blockadepolitik Napoleons gegen England lässt die kleinen Häfen an der Jade außer acht; Eckwardersiel " boomt": über 100 Schiffe, darunter viele Zwei- und Dreimaster, laufen den kleinen Hafen an, um ihre Ladung zu löschen.

1806
Nach den siegreichen Schlachten von Jena und Auerstedt besetzt Napoleon nicht nur das preußische Ostfriesland, sondern auch gleich Oldenburg und das Jeverland. Durch die Verhängung der Kontinentalsperre wird nun aller Handel mit England vom europäischen Festland ferngehalten. Soldaten und Zöllner überwachen die Grenze. Allerdings, der Schmuggel blüht.

13.12.1810
Durch ein Dekret wird Oldenburg dem Kaiserreich Frankreich einverleibt. Butjadingen gehört zum Departement der Wesermündung, Arondissement Oldenburg; fortan gilt das französische Recht. Der Herzog begibt sich zu seinen Verwandten nach Petersburg ins Exil.

1810 - 1813
Die Mairien Tossens, Burhave, Blexen Stollhamm und Abbehausen bilden den Kanton Burhave. Die Bevölkerung leidet unter den auferlegten Dienstbarkeiten, den zahlreichen Einquartierungen und nicht zuletzt unter der für sie ungewohnten Militärpflicht.

November 1813
Nach der Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig räumen die Franzosen auch Oldenburg. Der Herzog kehrt aus dem Exil zurück (27. Nov.) und übernimmt wieder die Regierungsgeschäfte.

1815
Auf dem Wiener Kongress wird Oldenburg um das Fürstentum Birkenfeld an der oberen Nahe vergrößert und zum Großherzogtum erhoben.

1822/23
Vereinigung der drei Sielachten Fedderwarden, Stollhamm und Eckwarden, verbunden mit dem Neubau eines Sieles und Hafens bei Fedderwarden (Fedderwardersiel).

1829 - 1853
Großherzog Paul Friedrich August

1845
Zum ersten Mal Beförderung von Schlachtvieh nach England (London, Hull) vom Braker Hafen, ab 1851 auch von Großensiel.

1853 - 1900
Großherzog Nikolaus Friedrich Peter

1848/49
Neues Staatsgrundgesetz; Oldenburg wird konstitutioneller Staat; Zusammentritt des 1. Landtags am 1. September 1848

1853
Preußen erwirbt von Oldenburg Land an der Jade zur Anlage eines Kriegshafens; dazu gehört auch äußerste Zipfel von Eckwarderhörne (Preußeneck).

1857/58
Bau des "Ochsenpiers" in Nordenham; die Schlachtviehexporte nach England nehmen in der Folgezeit immer mehr zu; Agent: Wilhelm Müller, Atens.

1859
In Stollhamm findet die erste Tierschau statt. Sie hatte den Zweck, auf die "Verbesserung der inländischen Pferde- und Viehzucht hinzuwirken".

1861
Fertigstellung der ersten "Kunststraße" in Butjadingen; von Brake über Ellwürden-Abbehausen kommend, endete sie am Hafen in Fedderwardersiel. Zur Bestreitung der Unterhaltskosten werden später an allen Staats- und Amtchausseen Wegegeldhebestellen errichtet (Zollstationen). Sie wurden erst im Jahre 1900 wieder aufgehoben.

1875
Eröffnung der Bahnlinie Brake - Nordenham;

1885
Gründung der "Ersten Butjadinger Molkereigenossenschaft Ruhwarden" ; später folgten Burhave und Stollhamm

1892 - 1895
Bau des Butjadinger Zuwässerungskanals; dadurch können zirka 20.000 Hektar Land im Sommer mit Wasser aus der Weser bewässert werden. Das gefürchtete Marschenfieber, eine Form der Malaria, kam danach gänzlich zum Erliegen.

1900 - 1918
Friedrich August, letzter Großherzog von Oldenburg

1906 - 1909
Bau der Butjadinger Bahn; Regionalbahn mit Normalspur; der Schienenweg führte von Nordenham über Stollhamm, Burhave, Tossens, Eckwarden bis Eckwarderhörne. Heute teilweise Rad- und Wanderweg (von Nordenham bis Mitteldeich).

1933
Nach einem Verwaltungsreformgesetz entstand aus den Gemeinden Eckwarden, Tossens, Langwarden, Burhave, Waddens und Stollhamm die neue Gemeinde Burhave, 1936 umbenannt in Gemeinde Butjadingen. Aus dem Amt des Gemeindevorstehers wurde der Bürgermeister.

1939 - 1945
II. Weltkrieg; mehrmals auch Bombenabwürfe auf Butjadingen; am 19.2.1943 werden dadurch 13 Menschen getötet, 30 Häuser brannten.

1945/46
Aus den deutschen Ostgebieten kommen viele Flüchtlinge auch nach Butjadingen.

Anfang Mai 1945
Besetzung Butjadingens durch kanadische Truppen; dann US-Enklave und ab 1946 unter britischer Militärverwaltung.

1948
Gemeindereform und erste Kommunalwahlen (8.11.); In Butjadingen entstehen wieder drei selbständige Gemeinden: Langwarden mit Sitz in Tossens, Burhave und Stollhamm.

1957
Zwischen Nordenham und Eckwarderhörne verkehrt zum letzten Mal der Personenzug. Die Personenbeförderung wird gleichzeitig durch die Firma Lückemeyer übernommen.

17./18.2.1962
Schwere Sturmflut an der gesamten Nordseeküste; zahlreiche Deichbrüche; große Schäden auch an den Deichen Butjadingens, besonders der Augustgrodendeich wird schwer beschädigt. In der Folgezeit werden alle Deiche erhöht und verstärkt.

1974
Erneute Verwaltungs- und Gebietsreform; aus den Gemeinden Langwarden, Burhave und Stollhamm wird wieder die Gemeinde Butjadingen mit Sitz in Burhave.

 

© Hans-Rudolf Mengers, Rüstringer Heimatbund


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